Ich habe gerade Anne Will gesehn, und dort ging es um die aktuelle Diskussion um die Rentenerhoehung. Ich bin da grad echt veraergert ueber diesen puren Lobbyismus der mir da von einigen Herren geboten wurde!
Nur ganz knapp hier mal eben meine Meinung an meine Klowand gekritzelt.
Eine ausserordentliche Rentenerhoehung ueber 1,1% wie sie jetzt beschlossen wurde ist in meinen Augen ein riesengrosser Fehler. Die Rentenformel ist unantastbar. Sie ist der mathematische Garant dafuer, dass die Rentner genauso behandelt werden wie Beitragszahler, die sie finanzieren. Die jetzige Rentenerhoehung ist der Versuch von Politikern kurzfristig eine konstant wachsende Waehlergruppe positiv zu beeinflussen. Die Begruendung der Politik kann ich nicht annehmen, mit den gestiegenen Lebenskosten haben nicht nur die Rentner zu kaempfen. Das die Renten nicht schon frueher erhoeht wurden ist ein Phaenomaen, was in der Makrooekonomik unter dem Begriff „Transfer-Lag-Hypothese“ beschrieben ist, wer sich dafuer interessiert kann da ja weiter nachlesen.
Viel mehr existieren – abgesehen von dem Problem der allgemeinen demographischen Entwicklung – zwei ganz wesentliche Probleme bei uns in der Republik. Die Frage ist ja, warum die Renten nicht steigen. Sehr grob verkuerzt sagt die Rentenformel ja aus „Wenn die Realloehne steigen, steigt auch die Rente, wenn die Realloehne stagnieren, stagniert auch die Rente“. Die Renten steigen so, wie auch die Beitragszahler sie finanzieren koennen. Wenn die Rente nicht steigt, steigen auch die Realloehne nicht. Dass das in den letzten Jahren der Fall war, kann man an den aktuellen Tarifverhandlungen und den Forderungen der Gewerkschaften sehen. Wir haben aber in der Bundesrepublik seit Jahren ein anhaltendes Wachstum, mit steigenden Gewinnen. Wenn die Realloehne dann nicht steigen, haben wir das Phaenomaen der „Lohn-Lag-Hypothese“, oder auch sehr sehr simpel ausgedrueckt: Ein Verteilungsproblem. Der Gewinn bleibt bei den Reichen und bei der breiten Masse kommt nix an.
Das zweite Problem was wir meiner Meinung nach haben, ist, dass nicht genuegend in die Zukunft investiert wird. Die Renten koennen nur dadurch gesichert werden, indem genuegend Leute auch in die Rentenkassen einzahlen. Viel sinnvoller waere es in meinen Augen, wenn die 12 Mrd. Euro die die Rentenerhoehung jetzt kostet, in die Kinder und Familienpolitik investiert werden wuerde. Den „Standort Deutschland“ auch fuer Familien interessant machen, Kinderfreundlich, Anreize dafuer bieten, Kinder zu bekommen. Durch eine breitere Basis eruebrigt sich dann (natuerlich nicht von heute auf morgen) aber mittel bis langfristig Gedacht auch ein Rentenproblem. Nicht das aktuelle, nicht das bei der Generation meiner Eltern, aber vielleicht meines bzw. das meiner Kinder…
Die aktuelle Diskussion um eine Mindestrente fuer Geringverdienende finde ich ebenfalls nicht gut. Der Rentenanspruch berechnet sich an dem was eingezahlt wurde in die Kassen. Jetzt mehr rauszunehmen als einbezahlt wurde ist nicht richtig und Loest das Problem der Altersarmut nicht. Vielmehr begruesse ich die gesetzliche Grundsicherung, die aus Steuergeldern finanziert wird. Das gibt es heute bereits und jeder der weniger Rente bekommt als die Grundsicherung hoch ist, kann sie beim Staat beantragen und bekommt dann auch sein Geld.
Verbleibt in meinen Augen ein intellektuelles Problem: „Wer sein ganzes Leben lang in die Kassen eingezahlt hat, soll auch mehr bekommen, als der, der nicht sein ganzes Leben eingezahlt hat.“ Meine Antwort darauf ist: Nein!
Uns geht es so gut, wir leben wie die Made im Speck. Wir koennen nur behalten, indem wir teilen. Indem wir andere daran teilhaben lassen, was wir besitzen. Es kann nicht wahr sein, dass wir in unserem Globale-Erwaermung-Wahn, Klimaschutz-Wahn, ?ko-Wahn, unsere Autos nur noch mit Biosprit betanken um die Umwelt zu schuetzen, und auf der anderen Seite der Welt steigen die Preise fuer Grundnahrungsmittel wie Brot auf einmal in einem Jahr ueber 100%, weil der Weizen, weil das Mais, der fuer das Brot dieser Menschen bestimmt ist, auf einmal zu Biosprit verarbeitet wird, damit wir die Tanks unserer Autos damit fuettern koennen. Dann muss das Auto halt stehen bleiben, und wir muessen _gar nicht_ mehr tanken.
Ich hoere jetzt auf, ich bin schon wieder in einem Schreibwahn, aber das Thema macht mich echt sauer!
wow, Du hast in der Vorlesung (Makrooekonomik) auch was gelernt. Danke fuers erklaeren. Ha, jetzt habe ich auch eine Meinung :).
Juhuu ash :winke: :-) Schoen dass Du schreibst :-)
Es sind nur einige Phaenomene die ich wiedererkennen kann aus der Makro… Der grossteil ist viel mehr eigene Meinung bzw. Wahrnehmung des ganzen. Schoen, wenn dir meine Gedanken im persoenlichen „Meinungsbildungsfindungsprozess“ helfen koennen :-)
Sehr guter Beitrag! In der letzten Zeit-Wochenausgabe war auch ein sehr interessanter Artikel zu der Verbindung zwischen unserem Oeko-Wahn und den Lebensmittelpreisen auf der Welt zu lesen!
Schoene Gruesse
MrOrange
Zum Thema Familienfreundlicher moechte ich nur anmerken, das ich am Wochenende im Fernsehen gehoert habe, das gut 20% der Familien (Eltern mit Kindern) in Deutschland als arm gelten. Was sicherlich durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten (Nahrungsmittel und Energie) nicht gerade besser wird. Und dann soll man sich am Ende noch wundern warum immer weniger Leute auch Kinder haben moechten? Und am Ende sind es immer noch auch unsere Kinder die unsere Rente mitfinanzieren….das sollte man nie vergessen.
Prego 4 Bundeskanzler… ;-)