Dieses ist der sechste Teil einer Serie von Blogeintraegen, die sich als Reaktion auf die NSA Affaere um den Kontext Sicherheit fuer die eigenen Daten und Verschluesselung drehen.
Links zu den ersten fuenf Artikeln befinden sich am Ende des Blogposts. Im diesem sechsten Teil dreht es sich darum, wie man sich auf seinen Servern mit SSH aber ohne Passwort sicher authentifizieren kann.
Wie in meinem letzten Artikel geschrieben sind sichere und auch ueberall unterschiedliche Passwoerter im Rahmen des machbaren. Wenn man allerdings wie ich Systemadministrator ist und viele viele viele Server verwaltet, wuerde man sofort an Grenzen stossen wenn man sich fuer jeden Server ein eigenes Passwort merken muesste. Aus diesem Grund moechte ich hier noch einmal auf SSH Keys zur Authentifizierung sowie pam_wheel eingehen.
SSH-Key erzeugen
Wer es noch nicht weiss: Man kann bei SSH nicht nur Passwoerter sondern auch Keys zur Authentifizierung einsetzen. Das ist nicht nur extrem praktisch, sondern bei korrekter Nutzung auch sicherer als Passwoerter.
Einen eigenen SSH-Key mit dem Namen „example“ erzeugt man sich mit dem folgenden Kommando:
ssh-keygen -t rsa -f ~/.ssh/example |
Dabei wird zur Eingabe und Bestaetigung eines Passworts aufgefordert. Hier sollte man ein definitiv eines eingeben und auch ein sicheres waehlen. Anschliessend hat man zwei neue Dateien:
- ~/.ssh/example -> der private und geheime Key
- ~/.ssh/example.pub -> der public Schluessel dazu
Wenn ich mich nun an einem Server mit diesem Schluessel anmelden moechte, dann muss ich den oeffentlichen Teil davon auf dem gewuenschten System in die ~./ssh/authorized_keys hinzufuegen. Das kann ich entweder ueber copy & paste machen, oder besser mit dem Befehl ssh-copy-id:
ssh-copy-id -i ~/.ssh/example.pub user@host: |
Anschliessend kann ich mich mit dem Key und dem fuer diesen Key notwendigen Passwort an dem Server authentifizieren:
ssh -i ~/.ssh/example user@host |
Wenn man moechte, kann man sich das ganze auch in der ~/.ssh/config noch ablegen. Vor allem praktisch, wenn man mehrere verschiedene Keys hat. Ein entsprechender Eintrag kann wie folgt aussehen:
Host foo HostName foo.example.org User bar IdentityFile /home/user/.ssh/example IdentitiesOnly yes |
SSH-Server absichern
Den SSH Server kann man dann auch absichern. Ich nutze grundsaetzlich die Konfigurationsoption nur den Nutzern einer bestimmten Nutzergruppe Zugriff per SSH zu erlauben. Dazu:
- Benutzergruppe anlegen:
addgroup ssh-allow
- Den gewuenschten Nutzer der Gruppe hinzufuegen:
adduser USERNAME ssh-allow
- und dann den SSH-Zugriff auf diese Gruppe beschraenken, indem die folgende Zeile in die /etc/ssh/sshd_config hinzufuegegt wird:
AllowGroups ssh-allow
Merke: Testen ob es funktioniert solange man noch angemeldet ist, sonst kann es unangenehm werden ;-)
Weiter kann man auch die Passwortauthentifizierung fuer SSH komplett abschalten. Dann kann man sich nur noch per Key Authentifizieren. Ob man das moechte sei jedem dahingestellt, denn man muss seinen Key natuerlich auch immer dabei haben. Ich habe es bei einigen Maschinen im Einsatz. Dafuer muss in der /etc/ssh/sshd_config der Parameter
PasswordAuthentication no |
gesetzt sein. Spannend ist in diesem Kontext noch zu erwaehnen, dass man das mit dem Match Block zum Beispiel fuer bestimmte IP-Adressen oder Netze Ausnahmen erlauben kann. So kann der Zugriff per Passwort deaktiviert sein, aber von einer (VPN) IP, einem bestimmten (Root)-Server oder dem Firmennetz dennoch erlaubt sein. Der Eintrag AM ENDE der sshd_config waere dann:
PasswordAuthentication no Match address 1.2.3.4/16 PasswordAuthentication yes |
SSH-Agent nutzen
Damit das ganze auch noch komfortabel ist und man nicht permanent das sichere Passwort fuer seinen SSH-Key eingeben muss, gibt es den praktischen ssh-agent. Dieser wird unter Linux in der Regel beim Starten des bevorzugten Desktop Environments mit gestartet. Man kann mit einem Agent mehrere Keys verwalten. Der Agent haelt die privaten Keys im Speicher und man kann diese dann zur Authentifizierung nutzen. Bei mir ist es inzwischen zur Routine geworden morgens nach dem starten meines Arbeitsplatzrechners ein Terminal zu oeffnen und die Keys fuer die Arbeit zu laden.
Der SSH-Agent wird mit dem Befehl ssh-add gesteuert. Folgende Befehle sind wichtig zu kennen:
- Auflistung der im Agent geladenen Keys:
ssh-add -l
- Key nach Eingabe des korrekten Passworts in den Speicher laden:
ssh-add ~/.ssh/example
- Entfernen aller Keys aus dem Agentspeicher:
ssh-add -D
Aus der Praxis dazu noch die folgenden beiden Informationen:
- Wenn man auf einem Server ohne X mit einem SSH-Key arbeiten moechte und man den ssh-agent starten muss, dann geht das mit:
exec ssh-agent bash
- Wenn man kurzfristig seinen ssh-agent mitnehmen moechte, dann geht das mit dem ssh Parameter -A. So kann man sich mit seinem Agent dann auf Host A authentifizieren, und wenn der Key auch auf Host B erlaubt ist kann man sich von Host A dann auf Host B ohne weitere Passworteingabe verbinden. Diese Option aber nur mit Vorsicht auf vertrauten Systemen einsetzen, da ein Angreifer mit root Rechten ansonsten auf Host A Angriffe auf die Keys im Speicher fahren koennte. Beispielaufruf des sehr praktischen Features:
ssh -p 12345 -A user@foo.example.org
pam_wheel konfigurieren
Zu guter letzt noch ein Hinweis auf pam_wheel. Das PAM Modul erlaubt – sofern aktiviert – nur Mitgliedern der Gruppe wheel root Rechte zu erlangen. Das kann man sehr praktisch dazu nutzen auch root Rechte zu bekommen ohne das Passwort einzugeben. Wenn man zum Beispiel SSH nur Key Authentifizierung erlaubt und ein 20 Stellen bcrypt Hash als Passwort gesetzt ist und man sich diesen nicht merken moechte, dann kann man folgendes machen:
- Gruppe anlegen:
addgroup wheel
- Nutzer hinzufuegen:
adduser USERNAME wheel
- die folgenden beiden Zeilen der /etc/pam.d/su oben bei den anderen auth Eintraegen hinzufuegen:
auth requisite pam_wheel.so group=wheel auth sufficient pam_wheel.so group=wheel trust use_uid
Auch hier gilt wieder. Ausprobieren solange man angemeldet ist, ansonsten kann es unangenehm werden.
Vorherige Blogposts:
- Der erste Teil war fuer mich das Aufraeumen, einen Ueberblick zu bekommen sowie Strukturen zu schaffen, auf denen ich aufbauen kann.
- Der zweite Teil bestand darin einen Ort zu schaffen, in dem ich Keys und Passwoerter sicher aufbewahren und gleichzeitig alles in ein vernuenftiges Backup schieben kann.
- Der dritte Teil bezog sich auf das erzeugen von Zertifikaten und Einrichten von verschluesselten Verbindungen zu Apache vHosts.
- Der vierte Teil drehte sich um das Thema Komfort im Webbrowser und verwies in dem Kontext auf einen Artikel zum selbst gehosteten Firefox Sync Server.
- Im fuenften Teil habe ich etwas zu meinen Ueberlegungen zu sicheren Zugangsdaten und Passwoertern geschrieben.
Ach das mit MATCH address IP habe ich nicht gewusst, sehr praktisch.